Meisterhau -  Historisches und szenisches Fechten


Unabhängig von religiösem Empfinden und damit gekoppelter Moral/Ethik seien nachfolgend die Ansichten des von mir hochgeschätzten Peter Koza, Freifechtmeister aus Bratislava und Gründer der Kampfschule Magisterium wiedergegeben.
Das Erleben seiner Persönlichkeit überzeugt und bestärkt mich jederzeit in meinem Handeln.


Fechter Credo - Aus dem Buch unseres Fechtmeisters Peter Koza, dem Gründer von Magisterium CZ

Vorwort

Dieses Buch ist den heutigen Fechtern gewidmet, deshalb möchte ich zeigen, daß jede Kampfkunst, sei es in der Vergangenheit oder heutzutage, große seelische Ruhe und inneres Gleichgewicht mit sich bringt - und dadurch auch eine Lösung vieler moralischer/ethischer Probleme. Da heutige Fechter vor etwas anderen Problemen stehen als frühere Fechter, ist auch der Schwerpunkt der ethischen Grundsätze des heutigen Fechters ein anderer als beispielsweise im Mittelalter. Das "ethische Credo" eines heutigen Fechters nach den Regeln unserer Fechtschule Magisterium können wir mit den folgenden Beziehungen beschreiben:

1. Die Beziehung ich und ich beinhaltet, inwieweit ich mich selbst als Fechter erkenne und schätze. Wie wichtig es mir ist, daß ich mit der Waffe umgehen kann, oder lerne mit ihr umzugehen. Mit mir selbst als Person muss ich nicht unbedingt zufrieden sein, aber mit mir als Fechter schon - damit meine Umgebung mich respektiert, zumindest bis zu der Stufe die ich erreichen will. Aber in meinem Inneren muss ich das klar erkennen und darf mich nicht selbst betrügen. Die ehrliche Selbsteinschätzung und nicht Überschätzung hilft mir zu verstehen, wer ich wirklich bin.

2. Die Beziehung ich und die Anderen. Dies ist vor allem die Beziehung zwischen mir und den anderen Fechtern und zwischen mir und Nichtfechtern. Die Fechter sind für mich Kollegen. Die Zugehörigkeit zum Stand der Fechter ist für mich verpflichtend und so wie ich mich ehrenverpflichtet fühle, so erwarte ich das auch von anderen Fechtern. Genauso wie ich andere Fechter schätze, erwarte ich daß die anderen mich schätzen. Ein Fechter zu sein, ist Adel im Geiste und in der Tat - nicht aufgrund eines Wappens oder einer Tradition. Alles, was dieser Adel bedeutet, habe ich persönlich verdient und ist nicht die Frucht der Taten meiner Vorfahren. Der Grund, warum ich mich der Welt der Fechter zugehörig fühle ist, daß dem Handeln eine bestimmte Kultur, Respekt und Gestik zugrunde liegt. Ich muss nicht unbedingt alle Fechter lieben, ich kann manche sogar hassen, aber ich finde immer einen Weg, alles was ich fühle mit Respekt und Anstand zu sagen, damit keiner von uns sich in seiner Ehre verletzt fühlt. Ich bin fähig, zuzuhören und ich bin auch fähig zu schweigen. Meine Beziehung zu anderen Menschen, die keine Fechter sind, ist folgende: Ich verhalte mich tolerant und ich erwarte, daß man sich mir gegenüber ebenso verhält. Verbrechen, Lüge, Unehrlichkeit und Bösartigkeit bringe ich aber keine Toleranz entgegen!

3. Ich und mein Schwert. Die Beziehung zwischen mir und meinem Schwert ist die Intimste von allen diesen Beziehungen. Wenn ich mich zurückversetzte in frühere Zeiten, dann müsste mein Schwert mir als Schutz dienen, es würde meine ganze Ehre, Freiheit und Sicherheit repräsentieren; auch für alle, die von mir abhängig wären. Heutzutage, wo es nicht mehr ums blanke Überleben geht, ist es trotzdem der Gegenstand mit dem ich mich als Fechter verwirkliche. Mein Schwert ermöglicht es mir auf die Bühne zu treten, oder mit den entsprechenden Schutzmassnahmen, mit jemandem meine fechterischen Fähigkeiten zu messen. Alle möglichen geistigen und bei den professionellen Fechtern auch materiellen Erfolge erreiche ich durch das Schwert. Deshalb behandele ich es mit dem entsprechenden Respekt. Es darf nicht in die Erde gestochen werden - es sei denn eine Rolle verlangt dies von mir. Es darf nicht auf einen Haufen geworfen werden und es darf nicht von jeder Person einfach so berührt und beschmutzt werden. Ich betrachte es teilweise als Gegenstand meiner Waffenverehrung und es kann von mir einen Namen erhalten.

4. Ich und die Waffen der anderen. Genauso wie ich mein Schwert schätze und ihm Respekt entgegenbringe, schätze und respektiere ich die Waffen der anderen. Darum gehe ich mit den Waffen der anderen respektvoll und höflich um. Ich berühre sie nicht, ohne darum gebeten zu haben und ich bedanke mich, wenn ich die Erlaubnis zum berühren bekomme. Wenn ich sehe, daß jemand sein Schwert nicht so behandelt, finde ich vorsichtige Worte um ihn darauf aufmerksam zu machen und ihn in die richtige Richtung zu lenken. Die Welt um uns herum wertet uns alle nach den Taten und Worten eines jeden Einzelnen und die Schande oder der Ruhm des Einzelnen fällt auf uns alle zurück. Es geht mir aber nicht nur um den Eindruck der Öffentlichkeit, sondern viel stärker noch ist in mir der Wunsch, meinen Kollegen zu bessern. Es ist nicht nur der Wunsch edel zu scheinen, sondern wir wollen auch tief in unserem Inneren einen Adel des Geistes erreichen!

5. Die Beziehung ich und die Welt um mich herum. Die Welt ist ein Meisterwerk. Die Natur - Erde, Pflanzen, Tiere, Menschen - das alles sind Meisterwerke Gottes. Bauwerke, Kulturgegenstände, Lieder, Gedanken und Traditionen sind Meisterwerke des Menschen. Von all diesen Dingen bin ich ein Verteidiger und kein Zerstörer. Ich lebe in dieser Welt und ich bin stolz und glücklich darüber, daß ich hier lebe. Nichts ist so klein, daß ich es nicht bemerke, denn ich kann nie wissen wofür es noch einmal gut sein wird. Ich weiß nicht, wann ich einmal Hilfe brauche und darum biete ich meine Hilfe allem an, daß guten Willens ist.