Meisterhau -  Historisches und szenisches Fechten

Kurzform „Traktat Deutsche Schule“



D

er Begriff „Dt. Schule“ ist eine moderne Umschreibung, geprägt von zeitgenössischen Kampfsportinteressierten, Historikern, Re-enactoren etc. ... die vor einigen Jahrzehnten begannen, anhand der wenigen erhalten gebliebenen Fechtbücher alter Meister, Klarheit und Struktur in das mittlerweile sagenumwobene Kapitel „Fechtkunst“ des ohnehin mystifizierten „Mittelalters“ zu bringen.

„Zurückzubringen!“ muß man sagen, denn in ihrer Effiziens und Logik waren schon die ersten damaligen Veröffentlichungen absolut grundlegend und wegweisend für alle nachfolgenden Meister... und überraschen damit uns, die wir uns heute ihrer annehmen.



Die „Deutsche Schule“ umfasst einen Zeitabschnitt vom späten 13. bis frühen 17. Jahrhundert und beginnt mit dem weltweit ältesten erhalten gebliebenen Manuskript des süddeutschen Pfaffen Luitger, dem farbig illustrierten „Codex membra“(heute besser bekannt als „I.33“ nach der Inventarnummer des Towermuseums in London, wo es aufbewahrt wird.)

In diesem Buch wird ausschließlich der Zweikampf mit (Kurz-) Schwert und kleinem Faustschild (Buckler) dargestellt, wie ihn der Pfaff` als Fechtmeister (!) seinen nichtklerikalen Schülern in einem komplexen und in sich geschlossenem System vermittelt.

Auf den letzten Seiten unterweist er sogar eine Frau (!!), Walpurgis genannt, die aber auch als Metapher für einen physisch schwächlichen, trotzdem entschlossenen Kämpfer stehen kann.



Keine hundert Jahre später haben wir den nächsten Namen:

Johannes Lichtenauer (zuweilen in verschiedenen Schreibweisen), der neben Lanze, Spieß und Dolch, mit dem Langschwert und dem langen Messer neue Waffen vorstellte und deren Natur gemäß einen neuen Fechtstil niederschrieb, der auch erstmals in „Bloßfechten“ und „Harnischfechten“ unterschied (ungerüstete und gerüstete Kämpfer), zudem auch „Rossfechten“ (vom Pferde aus) und Ringen lehrte.

Alles war in Merkversen verfasst, die man wie ein Gedicht nur SO lernen und darum nicht verfälschen oder durcheinanderbringen konnte.

Er wurde in jeder Hinsicht wegweisend und federführend für alle nachfolgenden Meiste, die auf seinem System aufbauten, es noch erweiterten und in ihren eigenen Schriften festhielten.

Und nur so blieb es uns erhalten, denn Lichtenauers Buch ist bisher ungefunden, aber sie kannten seine Verse noch, notierten sie und kommentierten sie respektvoll mit ihren eigenen Erfahrungen , fügten Illustrationen hinzu, schufen so ihre eigenen Werke, basierend auf seinem.

Döbringer (wieder ein Priester), Ringeck, Peter von Danzig, Lebküchner, Talhoffer, Sutor, Meyer sind die bekanntesten Namen.

All diese Meister also, angefangen beim 1.33 - Mönch, beeinflussten das gesamte „alte Europa“.

In England, Spanien, Frankreich, Italien wurde nach ihrem System gefochten, darum also „Deutsche“ Schule... bis die weitere Entwicklung der Waffen und dazu die speziellen nationalen Eigenheiten schon ab dem späten 16.Jh. in die franz., span., ital. Schule überführten.

Diese waren nun aber nicht mehr chronologisch aneinandergereiht, sondern begannen sich zeitlich zu überdecken, aufgrund der rasanten Entwicklung der Blankwaffen.



-Wolf-

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